„Écraser l‘infâme! Zerstört die Niedertracht!“

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„Écraser l‘infâme! Zerstört die Niedertracht!“

Das tschechische Terezin, 60 Kilometer nördlich von Prag, hieß früher Theresienstadt. So hieß das Konzentrationslager, in dem die Nationalsozialisten zehntausende Menschen inhaftierten, quälten und ermordeten. Und so heißt die Gedenkstätte, die heute an diese Gräueltaten, vor allem aber an ihre Opfer erinnert. Am 7.Mai eröffneten Agnes Ohm von der Gedenkstätte Sachsenhausen und Jürgen Kaumkötter, Kurator des Zentrums für verfolgte Künste, dort eine Ausstellung, an der das Solinger Museum maßgeblich beteiligt ist: “Écraser l ́infâme! Zerstört die Niedertracht!“

Der Titel des Projekts zitiert einen Bilderzyklus des österreichischen Malers Rudolf Carl von Ripper, den er nach der Haftentlassung 1934/35 als Abrechnung mit den Nazis schuf und dabei zugleich einen Kampfbegriff von Voltaire benutzte. Rippers heute vergessenes Werk zeigt beispielhaft, wie die dramatische Erfahrung der Lagerhaft Kunst und Leben veränderte, wie dieses Trauma in einem Aufschrei mündete, wie er mit der Kunst die Lagererfahrung ein Stück weit bewältigen konnte.

Neben Rippers Bildern stehen weitere Werke ehemaliger KZ-Häftlinge aus verschiedenen Lagern im Mittelpunkt. Die Gedenkstätte Sachsenhausen sammelt seit ihrer Gründung Kunst der Internierten und vereint bewegende Werke aus vielen europäischen Ländern. Der Bestand umfasst rund 1.000 Kunstwerke – künstlerische Darstellungen ebenso wie Häftlingspost mit Zeichnungen oder Schnitzereien und Alltagsgegenstände. Bisher wurden nur wenige Exponate ausgestellt, meist als historische Quelle. „Es brauchte Zeit, bis der Künstler aus dem Schatten des KZ-Häftlings heraustreten konnte“, so Kurator Jürgen Kaumkötter.

Die einmalige Kunstsammlung der Gedenkstätte wird mit „Écraser l’infame!“ erstmals öffentlich präsentiert, die Künstler, ihr Oeuvre und ihre Lebensläufe werden umfassend vorgestellt und interaktiv erfahrbar gemacht. Nach Theresienstadt geht die Ausstellung Ende Oktober ins Museum für Gegenwartskunst Krakau MOCAK und ist anschließend ab Mai 2020 im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen zu sehen.

Informationen zur Ausstellung

Einladungskarte Terezin Digital.pdf