Aus der Isolation vorgestellt: Ava Weis

Aus der Isolation vorgestellt: Ava Weis

Die Corona-Krise hat verdeutlicht, wie wenig unser System denen hilft, die besonders stark von den Auswirkungen betroffen sind. Gesellschaftliche Minderheiten und soziale Randgruppen, Künstler*innen, Kinder, Mütter*, Alleinerziehende und Sexarbeiter*innen – sie alle mussten und müssen sich hinten anstellen.

Gleichzeitig hat die Isolation gezeigt, wie wichtig es ist, mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen und einander mit Respekt zu begegnen, wie unabdingbar es ist, das rassistische und misogyne System, in dem wir leben, zu verändern und wie unfassbar schwer es so vielen Politiker*innen fällt, alle Menschen mitzudenken. Es braucht noch weitaus mehr laute Stimmen, die sich gegen Verharmlosung, Ignoranz und Unterdrückung stellen, es braucht noch mehr Widerstand und definitiv noch einen langen Atem.

Vita

Ava Weis ist Fotografin, Poetin, Künstlerin, Journalistin, Dozentin und Kuratorin.

In ihrer künstlerischen Arbeit setzt sie sich fotografisch und schriftlich in meist fragmentarischer Form mit Körpern, Strukturen und Gefühlen auseinander, setzt Nähe und Klarheit dem Dunklen und Abgründigen gegenüber, sucht nach Sehnsüchten und Anziehung, erforscht Verschwiegenes und Verletzlichkeit.
Oft ist sie dabei selbst das Objekt ihrer Arbeit, ist Fotografierende und Fotografierte. Damit stellt sie sich gegen den vorherrschenden ‘male gaze’ und lenkt selbst den Blick auf ihren Körper.

Ihre journalistische Arbeit erscheint u.a. in: Missy Magazine, Bücher Magazin, Fixpoetry, engels, trailer, Fischpott und Separée.

Darüber hinaus gibt sie an der Junior Uni Wuppertal Kurse in Fotografie, Film und Schreiben.

Anfang 2020 hat sie die Künstlerische Leitung für einen Abend im Rahmen des Festivals “Sound of the City” der Oper Wuppertal übernommen.
Ehrenamtlich organisiert sie Ausstellungen in Utopiastadt, ist Türsteherin für Yaya e.V. und im Freien Netz Werk Kultur aktiv.

Sie hat an der Ruhr-Uni Bochum Philosophie, Orientalistik, sowie ev. Theologie und an der Universität zu Köln Afrikanistik, Niederlandistik, Philosophie, Islamwissenschaften und Indologie studiert. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf Kunst, Literatur und Gender Studies.

A Great Depression

Isolation als der Versuch, jemanden oder etwas fernzuhalten, gelingt im physischen Raum mit den entsprechenden Vorkehrungen zum größten Teil, in Bezug auf die Psyche aber nur bedingt. Ängste und Depressionen kennen keine Abstandsregeln, sie kommen, wann sie wollen und sie bleiben so lange sie wollen, sie können nicht einfach entkoppelt werden.
Dabei schränken sie das alltägliche Leben massiv ein, vernebeln die Sinne und überdecken jegliche Gefühlsregung. In Verbindung mit den vorherrschenden sozialen und physischen Distanzierungsregeln, sowie mangelndem Zugang zu Unterstützungsangeboten, bekommen Ängste und Depressionen momentan einen optimalen Nährboden.
Zeitgleich durchleben wir als Gesellschaft eine Benommenheit, fast schon eine kollektive Depression, sowohl auf ökonomischer, als auch mentaler Ebene. Wie ein graues Tuch hat sie sich über das Leben gelegt, erstickt beinahe jeglichen Keim wirklicher Gemeinschaft. Der Wunsch auszubrechen, sich zu widersetzen ist groß. Doch sowohl die politischen Beschränkungen, als auch die psychische Atemnot verhindern dies.
Was bleibt ist ein einsamer Kampf, ein Ringen nach Luft und der Geist der Vernunft.

weiteres künstlerisches Schaffen

radical

Piece by piece

I put you back

Together

Like a jigsaw

With missing parts

Puzzling for years

Juggling

To keep it as one

Failing

To find the glue

Or nails

When all

You needed

Was patience

And softness

And understanding

That chaos

Is not the enemy

But the ignorance

Of needs

Slowly infesting

The connection

Between

Body and mind

Only being

Healed

By radical acceptance

 

Ava Weis, 01.03.20

mehr unter:

www.avaweis.de/