Aus der Isolation vorgestellt: Petra Korte

Aus der Isolation vorgestellt: Petra Korte

Meine persönliche Erfahrung mit dem Thema ‘Isolation’ zur Zeit des ‘Lock-Downs’ sind vielfältig in der Hinsicht, dass sie positive wie negative Eindrücke vereinen:
Zum einen empfand ich die herrschende Ruhe auch als Bereicherung, sowohl für die eigene Innenkehr, als auch für eine Gesellschaft, die in ihrer Struktur eine Entschleunigung und Besinnung auf wahrhaftige Werte dringend benötigt, wie es zahlreiche Wissenschaftler bekunden.
Ebenso war die Basiserfahrung wie frische Luft, ohne jegliche Kerosinbelastung, sehr neu und wertvoll. – Daten bestätigen ebenfalls, dass die Umwelt sich in dieser Zeit an vielen Stellen erholen konnte.
Natürlich aber überwogen auch negative Eindrücke durch die entsetzlichen tragischen Schicksalen und hohen Opferzahlen auf der ganzen Welt – Bilder, die sich ins Kollektivgedächtnis eingebrannt haben.
Meine persönliche gravierende Einschränkung bestand darin, dass ich ein lang geplantes Stipendium – ein Arbeitsaufenthalt in Russland sowie eine anschließende Ausstellung- nicht  realisieren konnte, auf das ich mich schon fast ein ganzes Jahr lang gefreut hatte. Als vorläufigen ‘Ersatz’ entstand ein Kurzfilm, der in Russland gezeigt wird.

Vita

Studium Freie Malerei an der Universität von Toronto, Canada
Studium Freie Malerei,  Prof. M. Badura and Bildhauerei bei Meret Oppenheim  an der Universität Wuppertal, Deutschland
Abschluss mit Auszeichnung

Mediale Kunstprojekte

2007                Projektleitung für die ’Gegen Gewalt’
2008                Film ‘Döner & Currywurst’
2009                Cinematographie der ‘Salz-Dusche’

Ausstellungsauswahl ( bis 2018 )

2020

‘Sicher nicht sicher’, Kunstmuseum Baden, Solingen
‘Common Ground’, Kunstverein Salzburg ( Österreich )
Body Scan’, Kunstverein Traunstein
Open Art’, Solingen
‘Avantgarde’, Art-Center Joutsa ( Finnland )

2019

Darling’. Kunstmuseum Baden, Solingen
‘Dash to Dash’, Graphic Gallery, Vilinius ( Estonien )
Emelsög’ ( zum Bienalethema ‘7.Continent )
Galerie Tasarim Bakali, Istanbul ( Türkei )
Utak’, Budapest ( Ungarn )

2018

‘Skosmos’, Kunstmusem Baden, Solingen
Landschaft’, Städt. Galerie Iserlohn
Future Flash’, Städt. Galerie Troisdorf
Open Mind’, Geomuseum Köln
Celebration’, Städt. Galerie Baden, Österreich
Kreis schließen’, Stadtsparkasse Wuppertal
Paging’, Hiathus-Gallery, Joutsa ( Finnland )
Windy’, Ocean Art Gallery, ( Schweden )
Future Flash’, Bertoldsvilla, Salzburg ( Österreich )
Art Sea Ocean Gallery, Nynäs ( Schweden )

Entsprechend nutzte ich die Zeit, wie wohl viele Künstler, für eine produktive Schaffensphase, um die neuen und einzigartigen Erlebnisse in dieser Zeit künstlerisch darzustellen.
Hierbei entstanden Werke die gesellschaftliche wie persönliche Erfahrungen während dieser Zeit integrieren und auf historische Persönlichkeiten verweisen, die sich intensiv mit dem Thema von Isolation und Einsamkeit befassten.

Die Vielschichtigkeit dieser Thematik wird in der Auseinandersetzung mit der aktuellen Lage klar und greift die belastende Lebenssituation der Menschen auf: wichtige gesellschaftliche Kontakte müssen wesentlich reduziert werden – Freiheiten werden eingeschränkt – Selbstverständlichkeiten in Frage gestellt. Als Resultat entsteht das Grundgefühl der Unsicherheit.
Das Existentielle steht notwendiger Weise während dieser Isolation im Mittelpunkt, in der der Mensch ohne die gewohnten Ablenkungen, ‘auf sich selbst zurückgeworfen’ zu sein scheint.

Aus diversen Überlegungen und Recherchen heraus entstand  ‘Zeitweiligkeit’, ein Werk aus 32 DINA 4- Seiten, die  jeden Tag während der gesamten ‘Lock-Down-Phase entstanden und ständig erweitert wurden. Es gibt meine Sichtweise der Atmosphäre des ‘globalen Stillstandes’ dar.

Für die Anfänge der Pandemie mit ihren Konsequenzen wählte ich ein Porträt des Arztes Qin aus, der zuerst auf den Corona Virus hinwies mit einem entsprechenden amtlichen Schreiben, das sich ebenfalls im Werk wiederfindet. – Dafür wurde er sogar inhaftier, isoliert und verlor seine Stelle im Krankenhaus – bis er sogar selbst an Corona erkrankte und starb.
Diese aktuellen Erfahrungen verband ich mit historischen Erfahrungen und wählte Personen aus, die intensiv mit dem Thema Isolation konfrontiert waren, wie  u.a.  Sören Kierkegaard,  der Wegbereiter der Existenzphilsophie, dessen Theorien sich  mit dem Umgang des Menschen zu anderen Menschen in Notlagen beschäftigte.
Als weitere Person, der herausragt mit der existentiellen Auseinandersetzung mit Einsamkeit und der Beziehung des Einzelnen zur Gesellschaft , ist Montaigne, der mit 38 Jahren die selbstgewählte Isolation für den Rest seines Lebens wählte. – Seine Aphorismen finden sich in der ‘kristallinen Hülle’ von Zeitweiligkeit wieder.

Meine eigenen Erfahrungen sind in dem Werk z. B. In persönlichen Attributen wiederzu finden in Form von selbst geschnittenen Haaren in Zeiten der geschlossenen Friseurläden – und einzelnen Worten und Zeichen von vorherrschenden Emotionen dieser Zeit.  Als Hintergrund aller Zitate, Einzelworte und Zeichen wählte ich oft den Corona-Virus in Vergrößerung als Hinweis, wie sehr dieser jetzt im gesellschaftlichen Kontext und für die Isolation der Menschen bestimmend ist.

Das Werk ‘Scardanell’ bezieht sich ebenfalls auf die Geschichte, in der ein Mensch in ganz radikaler Weise von der Umwelt – ohne Selbstbestimmung – abgeschnitten und isoliert wurde: der bekannter Dichter  Hölderlin verbrachte 36 Jahre lang in der Isoliertheit eines Turmes. ‘Scardanell’, das Pseudonym, das sich Hölderlin selbst als Ausdruck einer neuen Integrität in der ‘Turmisolation’ gab, wird malerisch mit seinem Gedicht zur Einsamkeit dargestellt und in der Salzschicht als Erfahrung ‘eingefroren’.
Meine anderen Werke greifen z. B. Die Obdachlosigkeit auf, da zur Zeit des ‘zu Hause bleibens’ ohne Haus die Brisanz der Isolation gesteigert wird. – Eine Aufschrift des Werkes, das ‘nichts’ übrigbleibt, als die eigene Person, kann meines Erachtens nicht besser die Lage ausdrücken.