Die Malerin Käthe Loewenthal und ihre Schwestern

Die Malerin Käthe Loewenthal und ihre Schwestern

Die Ausstellung im Zentrum für verfolgte Künste präsentiert Leben und Werk dreier Schwestern
Anfang des 20. Jahrhunderts: die Malerinnen Käthe Loewenthal und Susanne Ritscher und die
Photographin Agnes Schaefer. Aufgewachsen in einem aufgeschlossenen, modernen jüdischen
Elternhaus gingen die drei Frauen eigene Wege in die künstlerische Selbstständigkeit. Der
beginnende Nationalsozialismus bedeutete für ihr Leben eine unwiderrufbare Zäsur. Neben den
Werken von Käthe Loewenthal wird erstmals auch eine größere Gruppe von Photographien Agnes
Schaefers sowie eine kleine Auswahl von Arbeiten Susanne Ritschers gezeigt.
Im Zentrum der Ausstellung steht die 1878 in Berlin geborene Käthe Loewenthal, die ihre
künstlerische Ausbildung konsequent vorantrieb und zwischen 1890 und 1914 bei Ferdinand
Hodler, Leo von König und Adolf Hölzel studierte. Ab 1910 wohnhaft in Stuttgart feierte sie dort vor
allem in den 1920er-Jahren ihre größten Erfolge. Aufgrund der Verfolgung durch die
Nationalsozialisten – bereits 1934 wurde sie mit einem Malverbot belegt – ist Käthe Loewenthal als
Künstlerin nahezu in Vergessenheit geraten. 1942 wurde sie in einem Konzentrationslager im
polnischen Izbica ermordet. Der Großteil ihres Werkes fiel im Zweiten Weltkrieg einem
Bombenangriff zum Opfer. Ihr eindrückliches Landschaftswerk ist vorrangig in Pastellen und
Aquarellen überliefert. Die zahlreichen Berglandschaften und Meeresbilder zeugen von der
intensiven Auseinandersetzung mit den modernen Kunstströmungen ihrer Zeit und deren
eigenwilliger Rezeption.
Agnes Schaefer, die vier Jahre jüngere Schwester Käthe Loewenthals, lebte von 1909 bis 1919 in
Hellerau in Dresden, einem Zentrum der Reformbewegung in Deutschland. Agnes Schaefer
begann unter dem Einfluss der mit ihr befreundeten Erna Lendvai-Dircksen, die sich später mit
ihren Werken wie „Das deutsche Volksgesicht" von den Nationalsozialisten vereinnahmen ließ, zu
photographieren. 1920 ließ sie sich im Lette-Haus in Berlin zur professionellen Photographin
ausbilden. Um das Studium ihrer Kinder finanzieren zu können, wanderte sie 1923 nach
Griechenland aus. Im Herbst 1933 brach Agnes Schaefer in die Berge Griechenlands auf und
kehrte nicht mehr zurück. Es wird vermutet, dass die Verzweiflung über die Machtergreifung der
Nationalsozialisten in der Heimat ihren Lebensmut gebrochen hatte und sie sich selbst das Leben
nahm.
Die jüngste Schwester Susanne Ritscher, geboren 1886, studierte Malerei in München und baute
sich sehr früh ihre eigene künstlerische Existenz auf. Nach ihrer Heirat 1915 und der Geburt ihrer
beiden Kinder betätigte sich Susanne Ritscher kaum noch künstlerisch. Als sie 1944 deportiert
werden sollte, tauchte sie nach einer Warnung mithilfe ihrer Kinder unter. Sie täuschte einen Suizid
vor und überlebte – als einzige der drei Schwestern – auf einem Bauernhof bei Zwiefalten auf der
Schwäbischen Alb. Später begann sie wieder zu malen, pflegte ihre Kunst jedoch mehr im privaten
Rahmen.