SOS Méditeranée. Auf Rettungsfahrt im Mittelmehr an Bord der Aquarius

SOS Méditeranée. Auf Rettungsfahrt im Mittelmehr an Bord der Aquarius

Grafik-Novel „Liebe Deinen Nächsten“ von Peter Eickmeyer und Gaby von Borstel

Menschen, die sich in seeuntauglichen Schlauchbooten auf die lebensgefährliche Überfahrt von Afrika nach Europa machen. Menschen mit eigener Geschichte und eigenen Wünschen, jeder ein Individuum. Der Buchtitel „Liebe deinen Nächsten” fordert darüber hinaus das christlich orientierte Europa auf, seine Asyl- und Einwanderungspolitik menschlich zu gestalten. All dies zeigt die Graphic Novel „Liebe deinen Nächsten”, deren Originalzeichnungen ab 14. April 2018 im Zentrum für verfolgte Künste gezeigt werden. 

Die illustrierte Reportage bezieht Stellung zur aktuellen Flüchtlingssituation und stellt zunächst das Schiff „Aquarius“, seine Besatzung und den Alltag der Rettungsorganisation SOS Méditerranée vor. Neben der Schilderung der zunehmend dramatischeren Ereignisse wird auch dem Einzelnen Raum gegeben. Die Geretteten zeigen ihr Gesicht und erhalten eine Stimme. 

Die Zeichnungen sind zunächst computercoloriert. Mit dem ersten Rettungseinsatz und der Konfrontation mit der dramatischen Wirklichkeit vollzieht sich ein stilistischer Bruch. Die Bilder sind jetzt Tuschebilder, die mit Gouachefarben handcoloriert wurden. Der direkte Kontakt mit den Fliehenden zwingt die Autoren, den cleanen, etwas distanzierten Ausdruck zu verlassen und sich vollständig einzubringen. 

Der Rückbezug auf die Gegenwart deckt sich mit den Zielen des Zentrums für verfolgte Künste. Mit der Kunst- und Literaturdauerausstellung der Bürgerstiftung für verfolgte Künste zeigt das Zentrum die Strukturen von diktatorischer Gewalt und die Auswirkungen von menschenverachtendem Terror auf das Leben. Zwangsmigration ist als einzige Möglichkeit der Rettung ein Kontinuum. Das Exil ist ein politisches Territorium. Als nach 1933 viele Intellektuelle, vor allem Juden, Kommunisten, Schriftsteller und Journalisten ihr Leben nur durch Flucht vor den Nationalsozialisten retten konnten, waren sie – wie Erich Maria Remarque es beschreibt – Strandgut, nicht willkommen in Europa und der Welt. Heute ist ihr Exil ein strahlendes Leuchtfeuer für Demokratie, Widerstand und Freiheit. Wie anders und zugleich ähnlich ist die Sicht auf die Zwangsmigration aus den Bürgerkriegen in Afrika und dem Nahen Osten. Menschen, die mit Mut und aus großer Verzweiflung ihre Heimat verlassen. 

Im Sommer 2016 verbrachten Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer drei Wochen an Bord des Rettungsschiffes MS Aquarius der Organisation SOS Méditerranée. Seit März 2016 ist die Aquarius im Mittelmeer und rettet Menschen aus akuter Seenot. An Bord nahmen von Borstel und Eickmeyer an Rettungseinsätzen teil. Gaby von Borstel führte Gespräche mit der Crew und mit den Flüchtlingen. Peter Eickmeyer fotografierte und zeichnete vor Ort. Die Graphic Novel verdichtet das Erlebte, bleibt aber immer der Realität treu und somit eine authentische Schilderung der Ereignisse.