Aus der Isolation- vorgestellt: Paul Dieter Haebich

Aus der Isolation- vorgestellt: Paul Dieter Haebich

Das Corona Virus hat es geschafft mich aus meiner täglichen Routine zu werfen. Die Entschleunigung der Dinge hat mir Zeit gegeben wieder über sie nachzudenken und auch manche Zweifel zuzulassen. Meine Zweifel wurden zu oft der Routine geopfert

Vita

2014-2019 Gasthörer Kunstakademie Düsseldorf
2013-2014 Meisterschüler von Thomas Ruch, fadbk/HBK Essen
2013 Akademiebrief, fadbk/HBK Essen
2010-2013 Studium der freien Kunst an der fadbk/HBK Essen
Malerei bei Wolfgang Hambrecht und Stephan Paul Schneider
Grafik bei Jan Parlow und Thomas Ruch
1949 Geboren in Stuttgart

Einzelausstellungen

2018 Scores Galerie plan.d. Düsseldorf
2015 Slippery Slope Gegen-Stelle Wuppertal
2015 Spring Agnosia Galerie SK Solingen
2014 Kontraste – Wissenschaft trifft Kunst Schloss Morsbroich Leverkusen
Gartensaal, mit Detlef Funder
2012 off the edge Westwaerts e.V. Büro Longjaloux Wuppertal

Immer geht es um Menschen, Beziehungen und Gefühle. Die Abwesenheit persönlicher, affektiver, körperlicher Begegnungen, Berührungen. Das Schwinden humaner Intensität zugunsten maschinengefilterter, steriler Zusammenkünfte im „Zoom-Skype“ der Elektronenwelten. Gleichschaltung, bis alles allem ähnelt. Die unmittelbare Anwesenheit von Personen ist eben von höherer Dimension und anderer Energie.

Die neue Situation hat sich unmerklich und indirekt in meine künstlerische Arbeit eingeschlichen. Eine gewisse Isolation ist für kreative Arbeit zwar nötig, aber ohne Austausch und ohne Bezug kann sie rasch obsolet werden. Plötzlich war auch Zeit für Ingeborg Bachmann, Paul Celan und Bach, dessen g-moll Synfonia ich aus Ungeduld am Klavier immer wieder aufgeschoben hatte.

Ich wünsche mir, das Nachdenken möge einen höheren Stellenwert erhalten. Die alltäglichen Prozesse „reibungslosen Funktionierens“ sind selten ein fruchtbarer Boden für Neues. Neues kristallisiert aus den Rissen und an den Abbrüchen unserer vertrauten Gewohnheiten. Neues keimt wo Routine bröckelt. Doch überdies beunruhigt Neues, es verängstigt oder alarmiert uns gar. Was kommen wird ist kategorisch anders als das, was war. Wir versuchen das Unvorhersehbare durch den Gebrauch logischer Zusammenhänge klein, kurz und handhabbar zu halten: die Wirkung folgt stets auf die Ursache. Unsere Affekte folgen der Logik der Bilder.

Doch lang vor jeder Ursache atmet unterschwellig eine Möglichkeit. Chance und Hoffnung zugleich. Eine Gelegenheit mit Aussicht auf Verbesserung, Fortschritt und Befreiung. Licht. Wenigstens aber Trost.

 

Weiteres künstlerisches Schaffen

In meinen Arbeiten erzähle ich Geschichten. Bunte, grotesk-verspielte, manchmal aggressive und obszöne, oft verstörende Geschichten, selten in linearer Folge, eher alles auf einmal. Ein chaotischer Haufen von Formen und Versatzstücken, die sich auf der Bühne der Phantasie entladen. Anziehend und abstoßend zugleich.

Diese kuriosen Geschichten sind zweifellos Dokumente meiner Lust am Umgang mit Materie, eventuell aber auch Spiegelbilder aktueller Geschehnisse und unserer Gesellschaft.