Verantwortung kennt kein Zögern

Verantwortung kennt kein Zögern

Tagung im Zentrum für verfolgte Künste Solingen

Rechtspopulismus, massenhafter Tod von Flüchtlingen im Mittelmeer, Bürgerkriege, Fake News, Protektionismus und Nationalismus — was wie Schlagworte aus einer dunklen Vergangenheit klingt, ist leider wieder unsere Realität geworden. Alle historischen Vergleiche hinken und dennoch hat das Zentrum für verfolgte Künste die Verpflichtung mit all seinen Aktivitäten auf die Fragilität unserer humanistisch geprägten freiheitlichen Demokratie hinzuweisen.

Am 28. Mai 1933, nur 18 Tage nach der Bücherverbrennung in Berlin auf dem Opernplatz, fand im Ragusa, der später Dubrovnik genannten Stadt, der Jahreskongress des internationalen PEN-Clubs statt. Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten waren da schon aus der deutschen PEN-Sektion entfernt worden. Als einziger deutscher Flüchtling nahm Ernst Toller unter dem Schutz der englischen Delegation teil. In Briefen und Reden versuchte er, in diesem Mai 1933 die untergehende liberale und demokratische Welt zu retten: „Wir leben in einer Zeit des tobenden Nationalismus, des brutalen Rassenhasses. […] Wahnsinn beherrscht die Zeit, Barbarei regiert die Menschen. Die Luft um uns wird dünner und dünner. […] In allen Jahrhunderten […] wurden die Männer des Geistes und der Wahrheit gemetzelt, verfolgt, getötet, weil sie sich nicht beugten und eher den Tod wählten als die Lüge, weil sie an eine Welt der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Menschlichkeit glaubten. […] Verantwortung kennt kein Zögern.“

 

Zwei Tage lang diskutieren internationale Expertinnen und Experten, Muslims, Juden und Christen, Polen, Tschechen, Israelis und Deutsche über die Konzeption, die Aufgaben und Chancen des Solinger Museums sowie über die Verantwortung der Künste, der Geisteswissenschaften und der musealen Institutionen für unsere gegenwärtige Gesellschaft.

 

Das Programm sieht am 19. April 2018 moderierte Podiumsdiskussionen vor.

Auf den Podien sind vertreten:

Raphie Etgar Direktor des Museum on the Seam Jerusalem

Prof. Dr. Hans Haider Kulturjournalist und Autor

Manaf Halbouni Künstler

Tomáš Kafka Diplomat im Tschechischen Außenministerium, Dichter und Übersetzer

Dr. Willi Korte Jurist, Historiker, Schriftsteller und Provenienzforscher

Dieter Kosslick Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin

JUDr. Tomáš Kraus Stellvertretender Vorsitzender des Jüdischen Weltkongresses

Klaus Schöffling Verleger des Verlags Schöffling & Co.

Nach den Podiumsdiskussionen zeigt in einer Vorab-Premiere am 19. April um 17:30 Uhr die Regisseurin Delfina Jałowik den vom MOCAK Museum für Gegenwartskunst Krakau und vom Zentrums für verfolgte Künste gemeinsam produzierten Dokumentarfilm „Kichka. Life is a Cartoon“.

Um 19:00 Uhr werden die Ausstellungen „Ein Leben für die verbrannten Dichter“ zu Ehren des 80. Geburtstags von Jürgen Serke und SOS Méditeranée zur Graphik-Novel „Liebe Deinen Nächsten“ von Peter Eickmeyer und Gaby von Borstel eröffnet.

Am 20. April 2018 ändert sich das Format. In drei Workshops werden folgende Themenfelder besprochen:

Das interdisziplinäre Zentrum. Fragen an die Konzeption

Follow People / Trace Art – Künste auf der Flucht

150 Jahre Else Lasker-Schüler. Braucht das Zentrum eine Art „Symbolfigur“?